Rückblick: Ostern in Kenya

Mit den Rückblicken möchten wir zeigen, wie der Stein ins Rollen kam. Es handelt sich um den „privaten Newsletter“ von Simon an Familie und Freunde, den er während seiner Zeit in Kenia in unregelmäßigen Abständen aus Kenia verschickte.

„Ostern in Kenya“, 22.03.2008

Liebe Freunde!

Die Zeit vergeht einfach zu schnell,… gerade war Weihnachten und nun steht schon Ostern vor der Türe. Viele von euch waren besorgt und fragten mich in Mails, sms usw. ob es mir schon gut gehe und warum ich nicht mehr regelmäßig schreibe. Seit dem ich im Februar nach Migori gekommen bin, war ich ständig in der Schule und daheim. Aber nun will ich mir doch wieder einmal die Zeit nehmen euch von meinem Leben hier zu berichten. Wie gesagt, bin ich von Montag bis Freitag immer in der Schule und unterrichte von in der Früh bis am Abend. Seit Anfang des Jahres habe ich eine Klasse mehr, da unsere Secondary (Oberstufe) nun erste und zweite Klasse hat. Seit letzter Woche haben wir auch einen Direktor in der Oberstufe, was der Schule sehr gut tut, da nun der total korrupte, nichtsnutzige Direktor von der Unterstufe nicht mehr über die Oberstufe waltet und zudem noch jemanden über sich hat und daher kontrolliert werden kann. Der neue Direktor macht einen sehr guten Eindruck und hat gute Ideen die Schule aufzubauen. Mein Gastvater (Obmann der Oberstufe) hat sehr lange kämpfen und viele bürokratische Hürden meistern müssen, bevor er den Mann bekam den er wollte. Doch nun ist er hier und wir sind alle glücklich.
Der Unterstufe Direktor hat viel Dreck am Stecken und schwitzt derzeit wahrscheinlich sehr weil die Übergabe der Finanzen usw. am nächsten Dienstag stattfindet. Aber über seine Schandtaten usw. berichte ich euch wenn ich wieder im Land bin, da auch nur ein kleiner Teil den Rahmen sprängen würde.

Dank Markus Nolf (Freund von den Sängerknaben) der mir nach meinem Mail über das Harambee eine Spende von 150 Euro überwiesen hat bauen wir derzeit eine Latrine für die Oberstufe Knaben. Bis dato haben sie die Latrinen mit der Unterstufe teilen müssen. D.h. alle Buben im Alter von 5-20 Jahre teilen das selbe Klo und noch dazu haben die einzelnen Kabinen keine separaten Türen sondern nur einen Sichtschutz für alle zusammen. Dass das nicht angenehm ist versteht glaub ich jeder,….
Es fehlt an so Vielem (Tische, Stühle, Klassenzimmer usw.) aber alle sind zuversichtlich, dass der neue Direktor etwas bewegen kann.

Dank Kurt Nemec und der Firma Solon Hilber haben wir nun eine akkubetriebene Lampe und ein Handyladegeraet daheim. Die beiden Geräte werden mit Solarzellen geladen und funktionieren hervorragend. Speziell die Lampe brachte uns einen riesen Fortschritt daheim, da wir nicht mehr teures Petroleum kaufen müssen und die Kinder am Abend auch noch gut lesen und schreiben können. Danke Kurt an dich und deine Firma!
Leider musst du auf die Fotos noch ein bisschen warten, da ich die Solon Stickers in Nairobi vergessen habe. Ich habe Deborah gleich nach meiner Ankunft in Migori bescheid gegeben und sie hat sie am nächsten Tag mit der Post verschickt. Doch kenya’s Postwege sind sehr mysteriös und daher der Brief noch immer nicht in meinem Postkasten.

Letzte Woche hat mich Julia (Voluntärin aus England die in Ngong- Nähe von Nairobi arbeitet) besucht. Sie ist eine professionelle Lehrerin und half mir mit Tipps und Tricks. Sie hat den Aufenthalt sehr genossen und auch bemerkt, dass die Leute um einen wichtiger sind als jeglicher Luxus. In Ngong lebt sie mit einer sehr reichen Familie. Die Familie hat aber nie Zeit für sie. Sie hat sich so schnell eingelebt und wollte gar nicht mehr zurück,…
Am letzten Wochenende habe ich ihr Kisumu gezeigt und anschließend ist sie doch wieder nach Nairobi gefahren. Ich habe das Wochenende verlängert und meinen Freund Austin besucht. Austin ist ein Comboni Missionar und hat in Innsbruck Theologie studiert. Sein Zuhause ist in Madiany im Luoland. Dort gibt es nur Luos und die meisten Leute dort sprechen nur Luo. Am Montag sind wir mit der Fähre nach Mbita gefahren und haben das Leben auf der Halbinsel genossen. Nach drei Tagen Fisch und Ugali (im Restaurant für ca. 70 Cent!!) bin ich am Dienstag wieder zurück nach Migori gefahren.

Da mir die Gota (auf deutsch Taufpatin) viele Samen geschickt hat, habe ich auch dieses Experiment begonnen. Die Sonnenblumen, Gurken und Tomaten gedeihen prächtig, obwohl mir die freilaufenden Hendln einen Strich durch die Rechnung machten und die jungen, saftigen Blätter pickten. Aber die Pflanzen die überlebten werden (hoffentlich) eines Tages Früchte tragen,…
Zurzeit gibt es jeden Tag für ca. 1-2 Stunden ein Gewitter und unter Tags ist es heiß und schwül. Der Mais ist schon wieder 20 cm hoch.

Der Familie geht es gut. Zurzeit ist mein Gastbruder aus Tansania zu Besuch u ich bin die meiste Zeit mit ihm unterwegs. Das Wiedersehen nach meinem langen Aufenthalt in Nairobi war sehr schön. Übrigens: Kofi Annan hat die zwei Rivalen (Raila und Kibaki) zusammengebracht und sie haben einen Koalitionsvertrag unterschrieben. Nun sind die Leute im ganzen Land zufrieden. Die Verwüstung ist jedoch (vor allem in Kisumu) noch sehr zu sehen.
Alles in Allem: Es geht mir sehr gut und ich fühle mich hier sehr Zuhause und möchte nicht an August denken,…

Aber das Jahr geht bald zu Ende und so steht nun fest, dass ich am 8. August um 0515 das Land verlassen werde und am selben Tag um 1455 in München lande.
An den Abschied hier möchte ich noch nicht denken, aber auf ein Wiedersehen mit euch freue ich mich schon sehr!!!

Ich wünsche euch allen Frohe Ostern!!!
Simon

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